110 Jahre Augstbachler
Schützengesellschaft
Vor über 100 Jahren waren in den Schützenlisten meist nur Aristokraten, reiche Geschäftsleute und deren geladene Gäste zu finden. Umso bewundernswerter waren unser Gründungsmitglieder im Jahre 1909, die als einfache Bauern, Salzberg-, Salinen- und Forstarbeiter am "Fischerböhmel" (daher der Name "Böhmelschützen") eine eigene Schützenhütte bauten.
Aus einfachen Mitteln entstand eine bis heute erhaltene Unterkunft für die junge Schützengesellschaft. Beim ersten Ausschießen zählten schon neunzehn Schützen, ein Zieler und eine Kellnerin dazu. Die Schützenhütte bestand aus einem Gastraum und zwei Schießständen, wobei hier noch mit der Kapselbüchse ins Freie geschossen wurde. Laut Überlieferung brachte jeder Schütze seine Jause und Getränke (Schnaps und Rum) selber mit und danach wurde gesungen und gepascht. Zu dieser Zeit haben böse Zungen die „Augstbachler Kapselschützen“ in „Rumschützen“ umgetauft. Heute noch
werden bei den Schützenabrechnungen Jahreshauptversammlung) nach
der Versammlung diverse Tees getrunken.
In der Zeit des 1. Weltkrieges (1914 – 1918) wurde laut Kassabuch nicht geschossen. Im Winterhalbjahr 1919/20 wurde der Schussbetrieb mit 29 Schützen wieder aufgenommen. Eine Gedenktafel erinnert an die gefallenen Schützenkameraden (darunter 5 Gründungsmitglieder). In den Kriegsjahren von 1940 – 1945 wurde der Schussbetrieb abermals eingestellt. Die meisten Schützenmitglieder wurden zur deutschen Wehrmacht eingezogen, wobei elf Schützenmitglieder leider nicht mehr in ihre geliebte Heimat zurückgekommen sind. Auch ihnen wurde eine Gedenktafel mit Namen und Bild errichtet, die ebenfalls einen Ehrenplatz in der Schützenhütte einnimmt.
Als nach dem Krieg (1949) der Schussbetrieb wieder aufgenommen wurde, gab es als ersten Preis bei einem Festschießen einen Kranz Braunschweiger. In den 60iger Jahren hatte der Schützenverein einen Mitgliederstand von 48 Schützen. Durch die gute finanzielle Lage erfolgte ein Um- und Ausbau der Schützenhütte. Der Zielerstand wurde weggerissen und der gesamte Schützenstand überdacht. 1967 erfolgte die Umstellung von der Kapselbüchse auf Luftdruckgewehre.1969 gab es anlässlich des 60jährigen Bestandes der Schützengesellschaft ein großes Festschießen im Saal des Gasthofes „Berndl“ in Altaussee, an dem 267 Teilnehmern gezählt wurde. Mit den Einnahmen wurden die Schützenstände von drei auf fünf erweitert. Die darauffolgenden Geburtstagsschießen, diverse Frei- und Hochzeitsschießen konnten seither in der Schützenhütte veranstaltet werden.
Im Jahre 2005 wurde von den Seilzugständen auf elektrische Zugstände umgestellt und auch für die Auswertung konnte eine neue
Teilermaschine samt Auswerteprogramm angeschafft werden.
Da für die Teilermaschine keine Wartung und Ersatzteile zu bekommen
war, wurde im Jahre 2015 eine neue MEYTON-Schießanlage samt
Programm angekauft, welche gänzlich ohne Scheiben auskommt und der
Schuss mithilfe von Lichtschranken gemessen wird.
Mit der Errichtung einer befahrbaren Brücke über dem Augstbach
im Jahre 2017 wurde der Grundstein für einen Umbau gelegt.
Dabei wurden auch schon zwei Leerrohre im Bachbett für mögliche
Anschlüsse eingegraben. Im Jahre 2018 bei der Schützenabrechnung
wurde einstimmig beschlossen, bei der bestehenden Schützenhütte
eine Küche, einen Lagerraum, WC Anlage und Vorraum anzubauen.
Während den Bauarbeiten wurde festgestellt, dass die Bausubstanz der
Hütte in einen so schlechten Zustand ist, dass bei einer kurzfristigen
Sitzung des Bauausschusses der Abriss und Neubau der Hütte bis zum
Schreiberstand beschlossen wurde.
Baubeginn war im Mai 2018 mit den Grabungsarbeiten beim Nachbarn
für die Wasser-, Kanal- und Stromzuleitung. Pünktlich zum Saisonbeginn
am 04.11.2018 konnte der Schussbetrieb in der umgebauten
Schützenhütte aufgenommen werden.
Am 13.01.2019 konnte erstmals wegen Lawinengefahr das
Sonntagsschiessen nicht durchgeführt werden. Die Schützenhütte
befndet sich in der Sperrzone, welche die Gemeinde Altaussee verordnet
hatte. Auch sämtliche Nachbarn wurden evakuiert.
Zu den umliegenden Schützenvereinen pflegen wir eine gute Kameradschaft. Hier sei das alljährlich stattfindende Kapselbüchsenschießen in Obertraun erwähnt. Es ist dies ein beliebter Ausflug ins benachbarte Oberösterreich. Seit 2002 besteht eine sehr innige Schützenkameradschaft mit den Perchtoldsdorfer Schützen, mit denen wir alle zwei Jahre ein Treffen organisieren.
Wir legen sehr viel Wert auf das Brauchtum. So gibt es bei uns kein „Schützenoutfit“. Zurzeit sind wir 50 Schützen im Alter von 16 bis 85 Jahren. Frauen werden bei uns nur zum Freischießen eingeladen. Die Männerrunde trifft sich jeden Sonntag von Anfang November bis zu den „Hl. drei Faschingtagen“, Dann schließen das Schützenmahl, das Ausschießen, der Schützenzug und das Saukopfessen am Aschermittwoch die Schusssaison ab.
In einem Atemzug mit der Augstbachler Schützengesellschaft kann man die Altausseer Schützenmusik nennen, die bei allen Schützenzügen und Preisverteilungen mit der Seitlpfeife und der Trommel aufspielen, später auch mit der steirischen Harmonika und mit der Gitarre.
Schützenzug der Augstbachler Kapselschützen im Fasching 1971 in Altaussee.
Der zweite Pfeifer ist durch den Zieler verdeckt.
(Aufnahme Gerlinde Haid. Im ÖVLW-Zentralarchiv - Phonotek unter Pos. Nr. 234 archiviert.)
Link zu: "Die Seitelpfeife im Salzkammergut"